Ein Kind zu verlieren, ist für Eltern eine der schlimmstmöglichen Erfahrungen. Zurück bleiben trauernde Eltern, die häufig nicht die Möglichkeit bekommen, Abschied zu nehmen. Ein Gefühl der Ungewissheit mischt sich unter den Schmerz des Verlustes. Ähnliches gilt auch für Eltern, deren Kinder in Obhut genommen wurden, beispielsweise als staatliche Maßnahme der Jugendhilfe nach Inhaftierung der Eltern oder deren Kinder adoptiert wurden.
Nach dem Ende der DDR beantragen betroffene Eltern Akteneinsicht und zweifeln bis heute an der Richtigkeit der gesichteten Unterlagen. Druckfehler auf Urkunden und anonymisierte Bestattungen nähren die Zweifel.
In den Medien findet derzeit eine oft skandalisierende Berichterstattung über vermutete politisch motivierte Adoptionen und Kindesentziehungen in der DDR statt. In Beratungsstellen, Therapieeinrichtungen, Behörden begegnen uns zunehmend Eltern, die unter dem Verlust ihrer Kinder in der DDR leiden und besonders auch unter quälenden offenen Fragen nach dem Schicksal ihrer Kinder.
Die Tagung der Landesbeauftragten für MV für die Stasi-Unterlagen richtet sich ausschließlich an ein Fachpublikum und möchte wissenschaftlich, sachlich und differenziert, den bisherigen Kenntnisstand in dieser sensiblen Thematik dokumentieren. Eine Betrachtung der rechtlichen und medizinischen Rahmenbedingungen in der DDR soll ein Verständnis für damalige Abläufe, Verfahren und Entscheidungen vermitteln.
In Anbetracht der zumeist fehlenden psychotherapeutischen Begleitung darf die unverarbeitete Trauer der Eltern und Angehörigen nicht außer Acht gelassen werden. Entsprechende Aspekte sollen auf der Tagung diskutiert und für die Praxis nutzbar gemacht werden. Wie kann die späte Aufarbeitung trotz Ungewissheit gelingen? Wie können Fachkräfte und Beratende in ihrer Tätigkeit trauernden und zweifelnden Eltern bei ihrer persönlichen Aufarbeitung helfen?
Fachtagung - ausschließlich für Fachpublikum mit Anmeldebestätigung
Mittwoch, 30. Mai 2018, 10.00 bis17.00 Uhr
Rittersaal, Ritterstraße 3, 19055 Schwerin
Teilnahme
Die Fachtagung richtet sich ausschließlich an Fachkräfte wie TherapeutInnen, ÄrztInnen, MitarbeiterInnen der Jugendämter und Adoptionsfachstellen, BeraterInnen und BetreuerInnen.
Fortbildungspunkte sind bei der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und bei der Ostdeutschen Psychotherapeutenkammer beantragt.
Anmeldung
Eine verbindliche Anmeldung
bitte mit vollständigen Angaben zu Institution, Anschrift, Name, Vorname, Telefon, E-Mail, Tätigkeit
ist bis 30.05.2018 bei der Landesbeauftragten möglich:
Tel.: 0385-734006
Fax: 0385-734007
E-Mail: post{at}lstu.mv-regierung.de
Das Programm.
10.00 Uhr Begrüßung
Anne Drescher,
Landesbeauftragte für MV für die Stasi-Unterlagen
Grußworte
Dr. Antje Draheim,
Abteilungsleiterin im Ministerium für Soziales, Integration und Gleichstellung MV
Elke Haferburg,
Direktorin des NDR-Landesfunkhauses Schwerin
10.15 Uhr Einführungsvortrag
Anne Drescher, Landesbeauftragte
10.45 Uhr Frühverstorbene Kinder
Prof. Dr. Lothar Pelz,
ehem. Direktor der Universitäts-Kinderklinik Rostock
und ehem. Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin
11.15 Uhr Kindesentzug in der DDR
Anke Dreier-Horning,
Leiterin des Deutschen Instituts für Heimerziehungsforschung gGmbH Berlin
11.45 Uhr Adoptionen in der DDR
Kathrin Otto,
Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS),
Zentrale Adoptionsstelle Berlin-Brandenburg
12.15 Uhr Diskussionsrunde
12.30 Uhr Mittagspause
13.30 Uhr Umgang mit dem Tod
Prof. Dr. med. Andreas Büttner,
Direktor des Instituts für Rechtsmedizin der Universitätsmedizin Rostock
14.00 Uhr Steckengebliebene Trauer
Dr. med. Jochen-Friedrich Buhrmann,
Chefarzt, Klinik für Psychosomatische Medizin, Helios Kliniken Schwerin
14.30 Uhr Kaffeepause
15.00 Uhr World-Café
16.00 Uhr Pause
16.15 Uhr Abschlussplenum
Moderation Lena Gürtler, Journalistin, Hamburg
17.00 Uhr Ende der Tagung
Das Programm zum Download finden Sie hier.