Als 1952 die SED-Führung an der innerdeutschen Grenze das Grenzsperrgebiet einrichtete, mussten mehrere tausend Menschen Haus und Hof verlassen. Sie wurden in das Innere der DDR transportiert und mussten dort unter oft sehr widrigen Bedingungen ein neues Leben beginnen. Auf Weisung des sowjetischen Diktators Stalin, dessen Deutschlandpolitik mit der Ablehnung der Stalin-Noten gescheitert war, begann die SED, das sowjetische Gesellschaftsmodell mit aller brutalen Gewalt auf Ostdeutschland zu übertragen.
In dieser Politik hatten die individuellen Grundrechte der Menschen völlig ihre Bedeutung verloren – Ziel war die Umformung der Gesellschaft, die Unterdrückung und Beseitigung aller politischen Gegner. Nach sowjetischem Vorbild verkündete die SED-Führung den Aufbau einer Schwerindustrie, die Stärkung der militärischen Verteidigungsbereitschaft und die Beseitigung von Privateigentum in der Wirtschaft. Andersdenkende wurden verhaftet, eingeschüchtert oder vertrieben. Diese Politik führte in den Volksaufstand vom 17. Juni 1953, der diese Maßnahmen erst einmal stoppte.
Die Zwangsumsiedlungen an der innerdeutschen Grenze waren nicht die einzigen Enteignungen und Vertreibungen in dieser Hochzeit stalinistischer Willkür in der DDR. In der Aktion Rose an der Ostseeküste verloren über 400 Inhaftierte ihr Eigentum. Bauern wurden enteignet und die Familien umgesiedelt, Kirchenmitglieder verhaftet und ihre Kinder von den Schulen relegiert.
Den Opfern dieser brutalen Verfolgungsaktionen ist dieser Erinnerungstag gewidmet.
Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenfrei.
Um eine Anmeldung per Telefon 038875/ 20326 oder per Email info{at}grenzhus.de wird gebeten.
Erinnerungstag / Gedenkveranstaltung
Sonnabend, 3. Juni 2023, 9.30 Uhr
Dorfgemeinschaftshaus Schlagsdorf, Am Bülten 4, 19217 Schlagsdorf
14.30 Uhr
Gedenk- und Lernpfad für das geschleifte Dorf Lankow, Koordinaten: 53°42'32.0"N 10°51'43.4"E
Die Einladung zum Download finden Sie hier.
Eine Pressemitteilung zum Download finden Sie hier.
Programm
9.30 Uhr | Begrüßung und Einführung |
| – Anne Drescher |
| – Vertreter/in des Landkreises Nordwestmecklenburg |
| Film „Zwangsaussiedlung an der innerdeutschen Grenze“ (Regie: Michael Krull) |
10.00 Uhr | Zum Stellenwert der Verfolgungen in den frühen 1950er Jahren innerhalb der politischen Strafjustiz der DDR |
| – Dr. Michael Schäbitz (Forschungsverbund Landschaften der Verfolgung, Berlin) |
10.45 Uhr | Klassenkampf auf dem Land. Enteignungen, Umsiedlungen und Flucht von Bauernfamilien 1952/53 |
| – Prof. Mario Niemann (Universität Rostock) |
11.30 Uhr | Kaffeepause |
11.50 Uhr | Zwangsaussiedlungen an der Elbe – Wie wird das Geschehen heute erinnert – in den Familien und in der Öffentlichkeit? |
| – Karin Toben (Journalistin, Rassau/Elbe) |
12.10 Uhr | Gesprächsrunde mit Zeitzeugen: Selbst erlebte und/oder erzählte Geschichte |
| – Moderation Anne Drescher |
13.00 Uhr | Mittagsimbiss (Suppe mit Brot) |
14.00 Uhr | Wechsel zum Gedenk- und Lernpfad für das geschleifte Dorf Lankow |
14.30 Uhr | Begrüßung |
| – Bernhard Hotz (Bürgermeister Dechow) |
| Gedenken für die Zwangsaussiedlungen |
| – Pastorin Hanna Blumenschein (Schlagsdorf) |
15.00 Uhr | Ausklang mit Gesprächen bei Kaffee und Kuchen |