Thomas Raufeisen, 1962 in Hannover geboren, musste im Alter von 17 Jahren in die DDR übersiedeln. Grund war die drohende Verhaftung seines Vaters, der als Spion für das MfS arbeitete. Im Januar 1979 wurden in der Bundesrepublik Deutschland Teile des Spionagenetzes der DDR enttarnt. Das MfS beorderte deshalb seinen Agenten kurzfristig in die DDR. Erst dort erfuhren die Söhne Thomas und Michael vom Doppelleben ihres Vaters.
Während Michael sich weigerte, die DDR-Staatsbürgerschaft zu beantragen, und in den Westen ausreisen durfte, musste der minderjährige Thomas bei seinen Eltern in der DDR bleiben. Doch die Familie zeigte sich mit dem Leben in der DDR bald unzufrieden. Sie begann, ihre Flucht in die Bundesrepublik zu planen. Als sie im September 1981 ein zweites Mal nach Ungarn fahren wollten, wurden sie verhaftet.
Nach einjähriger Untersuchungshaft in Berlin-Hohenschönhausen wurde Thomas Raufeisen wegen „ungesetzlichen Grenzübertritts“ und „landesverräterischer Agententätigkeit“ zu drei Jahren Haft verurteilt. Zwei Jahre verbrachte er in der Sonderhaftanstalt Bautzen II. Nach seiner Freilassung im September 1984 wurde ihm die Ausreise in die Bundesrepublik genehmigt, so dass er wenig später nach Hannover zurückkehren konnte.
Thomas Raufeisen ist zur Zeit als freiberuflicher Referent tätig, seit 2003 auch in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Sein Schicksal wurde 2004 in dem Film „Unser Vater der Spion“ dargestellt.
Die aktuelle Sonderausstellung „Der Mut der Wenigen“ über den Widerstand gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns in der DDR ist noch bis 7. Mai 2017 im Grenzhus zu sehen.
Der Eintritt ist frei.
Vortrag und Gespräch mit Thomas Raufeisen
Moderation: Martin Klähn (Politische Memoriale. V., Schwerin)
Samstag, 22. April 2017, 11 Uhr
Grenzhus Schlagsdorf, Neubauernweg 1, 19217 Schlagsdorf
Veranstalter
Grenzhus Schlagsdorf
Friedrich-Ebert-Stiftung
Landeszentrale für politische Bildung MV
Landesbeauftragte für MV für die Stasi-Unterlagen
Eine Einladung zum Download finden Sie hier.